Das THEN-Quartett mit Kai Christian Moritz, Ulrich Pakusch, Philipp Reinheimer und Bernhard Stengele setzt seine Recherche zu bedeutenden Reden fort, inspiriert von Anne Applebaums Vortrag zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Sie fragt provokant:
Ist ein neuer Pazifismus, der jede Form der Waffengewalt ablehnt, noch verantwortungsvoll – oder gar nihilistisch? Eine Position, die Waffengewalt moralisch fragwürdig und gesellschaftlich riskant betrachtet, wirft komplexe Fragen zum Umgang mit Bedrohungen auf.
Diesen Impuls greift das THEN-Quartett auf und verarbeitet ihn in einer einzigartigen Verbindung aus Musik und performativer Kunst. Zusammen mit der Sopranistin Arina Davydova schafft das Ensemble einen Raum, der die Ambivalenzen von Krieg, Frieden und Verantwortung erfahrbar macht. Die Darbietung, sensibel und kraftvoll zugleich, reflektiert das moralische Dilemma und lädt das Publikum dazu ein, die Ambivalenzen dieser Themen zu hinterfragen. Durch harmonische und dissonante Elemente, verteilte Sprecher sowie den symbolträchtigen Raum einer christlichen Gemeinschaft erzeugt das Quartett eine akustische Spannung, die Applebaums ethische Konflikte hörbar macht. Die Reibungen spiegeln die gesellschaftlichen Zerreißproben, die moderne Pazifismus-Konzepte in Krisenzeiten auslösen, wider. Das Quartett fordert das Publikum auf, die eigenen Positionen zu überdenken und die Grenzen des Pazifismus zu erkunden – nicht, um klare Antworten zu geben, sondern um das Spannungsfeld zwischen Verantwortung und Handlungsspielräumen auszuloten.
|